Der Glauben der alt-keltischen Kirche /
Ancient Celtic Church gründet sich auf die Heilige Schrift, das Glaubensbekenntnis von Nicäa, die sieben ökumenischen Konzilien und die sieben Sakramente. Die Alt-keltische Kirche ist eine allgemeine und apostolische Kirche und gleichzeitg progressiv und einschließend. Unsere Kirche respektiert die Privatsphäre ihrer Mitglieder sowie die freie Auslegung der Heiligen Schriften und die Meinungsfreiheit.
Die Heiligen Schriften
Zu den Heiligen Schriften gehören das Alte Testament des Volkes Israel, die Apokryphen und das Neue Testament als Wort Gottes. Die keltischen Christen betrachten auch die Natur als heilige Schrift, in der sich Gott uns offenbart. Die Natur und der Mensch sind die Schöpfungen Gottes und sein Wirken ist in ihnen erkennbar. Daneben bewahren sie auch die Mythen und Legenden Nordeuropas als das Testament unseres Landes und unserer Ahnen. Wir glauben, dass sich die christliche Wahrheit bis heute weiter offenbart.
Das Glaubensbekenntnis von Nizäa
Die alt-keltische Kirche erkennt das Glaubensbekenntnis von Nicäa aus dem Jahr 381 an. Dieses enthält die Dreieinigkeit (Trinität), die Göttlichkeit Jesu Christi, seine Fleischwerdung, die jungfräuliche Geburt, seine Kreuzigung, seine Auferstehung und Himmelfahrt, sein Wiederkommen, das fortgesetzte Wirken des Heiligen Geistes in der Kirche, Gottes Vergebung der Sünden durch Christus und das ewige Leben.
Die sieben Sakramente
Zu den sieben Sakramenten zählen die 2 Haupt- und die 5 Nebensakramente (Mysterien) der ungeteilten Kirche. Die beiden Hauptsakramente der Taufe und der Heiligen Kommunion gehören zu einem vollen christlichen Leben, die anderen Sakramente der Konfirmation, der Buße, der Eheschließung, der Heiligen Weihe und der Krankensalbung (auch letzte Ölung genannt) erschließen ein ergiebigeres Leben in Christus und der Kirche. Wir begleiten unsere Mitglieder und Freunde auch seelsorgerisch und rituell im Sterben und bei Trauerfällen.
Die sieben ökumenischen Konzilien
Die Ancient Celtic Church / Alt-keltische Kirche erkennt an, dass die ersten 7 ökumenischen Konzile der ungeteilten Kirche durch den Heiligen Geist geleitet waren und eine Fortführung und ausführliche Darlegung des Glaubensgutes sind, das uns von Jesus Christus durch die Apostel gegeben wurde. Zusätzlich zur theologischen Klarstellung über die Natur Christi, betonen die Konzile die Fürsprache der Heiligen und die Verehrung der sakramentalen Kunst als Bestandteil der christlichen Lehre und Anbetung. Sie geben der gesegneten Jungfrau Maria ihre rechte Anerkennung als Gottesmutter (Theotokos).
Die Alt-Keltische Kirche (Ancient Celtic Church) fußt auf den Wurzeln der historischen keltischen Kirche, die sich aus der Verschmelzung des Druidentum und der frühchristlichen Kirche entwickelt hat. Von Sankt Columcille ist folgendes Zitat überliefert: „Mein Druide ist Christus, der Sohn Gottes.“ Die Theologie der orientalisch-orthodoxen Kirche und der Wüstenväter hatte die keltische Kirche geprägt; heute verschließen wir uns aber nicht den Argumenten der Reformation. Die Ancient Celtic Church beruft sich im Gegensatz zur Kirche Roms auf den Apostel Johannes. In den nachfolgenden 7 Punkten beschreiben wir die keltisch-christliche Spiritualität, wie wir sie verstehen, wobei jedem freisteht, seine eigene Definition zu finden.
1. Wir suchen den Kontakt zum Göttlichen in der Natur und glauben, dass sich Gott in der Immanenz und der Transzendenz offenbart. Darum achten und ehren wir die gesamte Schöpfung, einschließlich aller Menschen, Tiere und der Natur. Besonders an den so genannten Thin Places (dünnen Orten) werden wir uns der Nähe zur Anderwelt bewusst.
2. Wir kultivieren die Freundschaft nach dem Vorbild des Anam Cara, des Seelenfreundes, den man als Beichtvater oder wie wir heute bevorzugen als spirituellen Freund und geistlichen Begleiter betrachten kann. Wenn möglich vermeiden wir starre Hierarchien und die Verwendung von Titeln.
3. Wir drücken unseren Glauben in der Poesie, der Musik und der Kunst aus und tragen so dessen Schönheit in das Leben.
4. Wir begreifen unser Leben als Pilgerschaft, symbolisch und praktisch. Lernen und Lehren gehören zu diesem Weg. Wir bieten unseren Mitgliedern Ausbildungsprogramme an und fördern die Übernahme von Ämtern in der Kirche ohne Unterscheidung nach Geschlecht, Rasse und Nationalität.
5. Wir begreifen die Schöpfung und den Menschen als grundlegend gut und als Erbsegen.
6. Im Gebet und in der Liturgie folgenden wir der Tradition der keltischen Kirche und des eigenen Landes.
7. Wir suchen von Zeit zu Zeit die Stille der Kontemplation.
Die nachfolgende Regel ist eine Empfehlung und Leitfaden für Männer und Frauen, die ihr Leben nach einer verbindlichen Regel ausrichten wollen. Die Regel kann und soll entsprechend den eigenen Lebensumständen und Neigungen umgesetzt werden.
1.
Eucharistie. Nimm so oft wie möglich an der Eucharistiefeier teil, mindestens aber einmal pro Woche.
2.
Brevier. Bete und lese die heiligen Schriften einschließlich der Natur jeden Tag.
3.
Meditation. Lege dir tägliche Zeiten der Meditation und Ruhe fest.
4.
Achtsamkeit. Übe dich in Bewusstheit, Dankbarkeit und Mitgefühl, finde das Göttliche in der gesamten Schöpfung und in allen Dingen.
5.
Studium. Glaube und Vernunft sind kein Widerspruch. Die Religion bedarf der Wissenschaft und der Mensch dem lebenslangen Lernen.
6.
Dienst. Verpflichte dich zum regelmäßigen Dienst für die Kirche oder die Welt.
7. Spirituelle Freundschaft. Lass dich von einem Seelenfreund (Anam Cara) begleiten und stehe anderen in gleicher Weise bei; kultiviere Gastfreundschaft gegenüber Fremden,
verurteile niemanden, vergebe, stifte Frieden.
Erläuterungen
Die Eucharistie und das
Brevier verbinden uns mit dem
christlichen Jahreskreis. Hinzu kommen die 8 Feste des keltischen Jahreskreis, die zwar größtenteils in den christlichen Jahreskreis aufgenommen wurden, aber auch separat gefeiert werden können. Zum täglichen Brevier gehören das Gebet und die Lesung nach einer bestimmten Ordnung, z.B. dem
Stundengebet. Die Natur und die Schriften unser Vorfahren zählen ebenfalls in den Kreis der heiligen Schriften.
Unter
Meditation verstehen wir die
Schriftmeditation aber vor allem das stille Gebet der Wüstenväter, z.B. das
Jesusgebet bzw. das Herzensgebet, welches in die Kontemplation überleitet. Aber auch eine Spaziergang oder Wanderung in der Natur führt in einen meditativen Zustand, im Englischen wird dies auch Nature Lectio Divina bezeichnet.
In der
Achtsamkeitspraxis, die sowohl eine Meditationspraxis als auch die gelebte Achtsamkeit im Alltag umfasst, üben wir uns in der bewussten Sinneswahrnehmung und der Wahrnehmung der Immanenz Gottes in allen Dingen. Eine praktische Übung hierzu ist die Atemmeditation, z.B. Zen oder Vipassana. Zur Achtsamkeit zählen wir auch die Praxis des Mitgefühls mit anderen Lebewesen, welche im Gebet der Fürbitte und in der
Liebenden Güte Meditation (Metta Bhavana) entwickelt werden kann.
Die Alt-keltische Kirche –
Ancient Celtic Church bietet selbst eigene
Ausbildungsprogramme und Seminare an, z.B. die Ausbildung zum Kleriker und Seminare in Gebet, Meditation und keltischer Spiritualität. Wir legen unseren Angehörigen auch Nahe, an externen Seminaren und Ausbildungen teilzunehmen, seien sie spiritueller, naturwissenschaftlicher, kultureller oder anderer Art.
Die Berufung zum Dienst in der Kirche, dem Beruf, der Familie oder den sozialen Diensten und dem Militär gibt unserem Leben einen Sinn. Ohne eine Aufgabe wäre unsere Ausbildung verschwendet und unser Leben sinnlos und deprimierend. Die Kirche lebt vom ehrenamtlichen Engagement ihrer Mitglieder, wobei wir die Kirche als Gemeinschaft und nicht als Institution verstehen. In der Kirche gestalten wir das ideale Leben, so wie wir es uns in der Nachfolge Christi vorstellen. Wir nennen diesen Weg auch
Kontemplation in Aktion.
Der Anam Cara, d.h. Seelenfreund, spielte in der keltischen Kirche wie auch bei den Wüstenvätern als Starzen eine wichtige Rolle. Anam Cara wird häufig als Beichtvater interpretiert, aber die modernere Bezeichnung geistlicher Begleiter trifft es wohl besser. Wir bevorzugen heute die Bezeichnung spiritueller Freund. Einen Anam Cara zu finden ist ein Segen und genauso wichtig ist es, dass wir selbst uns soweit spirituell entwickeln, selbst ein Anam Cara für andere zu werden. Die Gastfreundschaft war in der keltischen Kirche sehr wichtig; man sah Jesus selbst im Fremden, den man bewirtete.