Tonglen-Meditation

Tonglen-Meditation

Die Transformation von Dunkelheit in Licht


Einführung


Das Wort Tonglen ist tibetisch und bedeutet Geben (gtong) und Nehmen (len). Die Praxis der Tonglen-Meditation stammt ursprünglich aus dem Buddhismus und dient dazu, Leid und Dunkelheit aufzunehmen und Güte, Heilung und Licht auszusenden. Das Aufnehmen ist ein Akt von Mitleid und das Aussenden ist ein Akt von Herzensgüte. Wir üben uns mit der Tonglen-Praxis ein, unser eigenes Leid und das Leid von anderen anzunehmen und zu transformieren. Wir tendieren dazu, dass wir dunklen Emotionen und Situationen ausweichen. Unser Herz verhärtet sich und wir vermeiden den Kontakt mit dem Leid und leidenden Menschen, aber auch von Dunkelheit umgebenden Menschen. Wir sind nicht geübt darin, mit dunklen Energien umzugehen, und als Konsequenz lassen wir andere Menschen mit ihrem Leid allein. Das ist so wie wir veranlagt sind, aber es entspricht nicht den Erwartungen, die wir an uns stellen. Wir wünschen uns eigentlich, dass wir in der Lage sind, anderen Menschen zu helfen und tatsächlich auch uns selbst, wenn wir von Dunkelheit ergriffen sind, sei es Krankheit, Melancholie, Angst, Wut, finanzielle Not, Hunger, Vertreibung oder Sucht. Die Tonglen-Praxis hilft uns mit schwierigen Situationen und Menschen in Not auf eine positive und aufhellende Weise umzugehen. Das befreiende Mitgefühl wird in der buddhistischen Tradition als Erleuchtungsgeist (Bodhichitta) und in der christlichen Tradition als Christus-Bewusstsein bezeichnet.


Bevor Du mit der Praxis beginnst, lese sie dir durch und überlege, ob diese Praxis für dich geeignet ist. Vielleicht bist Du momentan nicht in der Lage die Dunkelheit von anderen anzunehmen. In diesem Fall ist die Liebende Güte-Meditation vielleicht geeigneter für dich.


Anleitung


1. Einstimmung

Begib dich eine angenehme und stabile Meditationshaltung. Bringe deinen Körper zur Ruhe, lasse die innere Rede still werden und mache deinen Geist weit und offen. Lass eine Klangschale erklingen und während sie klingt, verweile in diesem Zustand von Ruhe, Stille und Weite.


2. Dunkelheit einatmen – Licht ausatmen

Wenn die Klangschale verstummt ist, beginne mit einem gleichlangen, ruhigen Einatmen und Ausatmen. Vergegenwärtige dir ein Gefühl von Klaustrophobie, dass sich heiß und dunkel anfühlt. Stelle dir vor, wie du mit jedem Einatmen dieses Gefühl von Klaustrophobie einatmest und mit jedem Ausatmen Offenheit und Weite ausatmest, dass sich kühl, hell und erfrischend anfühlt. Wiederhole das für einige Minuten, einatmen und ausatmen bleiben gleich lang.


3. Spezifische Person

Stelle dir nun eine bestimmte Person, Wesen oder Volksgruppe in Not vor. Du kannst auch dich selbst als die spezifische Person auswählen und damit deine eigene Dunkelheit annehmen und transformieren. Mit jedem Atemzug atmest du das Leiden dieser Person ein und mit dem Ausatmen sendest Erleichterung aus. Du kannst beim Einatmen still ein Wort sagen wie Mitleid und beim Ausatmen Stärke, Wohlsein oder Heilung. Öffne dich für die Person und nimm ihr Leid und ihre Dunkelheit an, transformiere sie in deinem inneren Lichtkörper und sende Offenheit, Frische und Licht aus.


4. Ausdehnung

Nach einigen Minuten gehst du in die Expansionsphase über und atmest die Not und die Dunkelheit aller Wesen ein und atmest Offenheit, Erleichterung und Licht aus. Beginne mit den Menschen und Wesen in deinem näheren Umfeld und erweitere den Kreis auf die Menschen in deiner Stadt, in deinem Land und schließlich auf der ganzen Welt. Bleibe bei der Übung für ein paar Minuten und komme dann zur Ruhe. Abschließend lasse alle Vorstellungen gehen und komme zurück in dein Alltagsbewusstsein.

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